Globales Lernen

Wenn die Welt ein Dorf aus 100 Menschen wäre, hätten nur 7 davon einen Universitätsabschluss, aber doppelt so viele, also 14 Menschen, könnten nicht lesen. Ganze 22 Menschen hätten keinen Schutz vor Wind und Regen, 9 Menschen hätten keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und 18 würden ohne Elektrizität leben.
Und wir? Wir haben all das. Wir haben einen Abschluss oder zumindest sehr gute Chancen auf einen, können lesen, haben ein Dach über dem Kopf, Zugang zu sauberem Trinkwasser und zu Elektrizität. Das macht uns mit zu den privilegiertesten Menschen auf dieser Welt.

Und diese Privilegien haben wir uns nicht verdient, wir haben nichts für sie getan. Sie wurden uns in die Wiege gelegt, durch reinen Zufall, der bestimmt hat, dass wir hier im Globalen Norden geboren wurden.
Anders geht es unseren Partner:innen im Globalen Süden – schon alleine gute Bildung ist dort nicht selbstverständlich, erst recht nicht für Mädchen. Daher auch unsere Partnerschaft mit Emmaberg – weil wir uns in gewisser Weise verpflichtet fühlen, uns aufgrund unserer privilegierten Lage für eine gerechtere Welt einzusetzen.


Aber was ist denn jetzt dieses Globale Lernen und was hat das mit unserer Partnerschaft zu tun?
Wenn man nach Globalem Lernen im Internet sucht, findet beispielsweise Google weit mehr als zwei Millionen Ergebnisse. Nimmt man dann den ersten Treffer, Wikipedia, so wird es als „Bildungskonzept [das] zu Weltoffenheit und Empathie erziehen [will]“ definiert. Es geht also darum, offen zu sein für andere Kulturen und Menschen und von ihnen zu lernen, sich kritisch auch mit den eigenen Privilegien und Perspektiven auseinanderzusetzen und sich globalen Zusammenhängen anzunähern.
Also sind schon genau diese Erkenntnisse, wie viele Privilegien wir hier im Globalen Norden haben, ein „Ergebnis“ von Globalem Lernen.

Und mit diesen Themen im Bereich des Globalen Lernens setzen wir uns auch in der Tansania AG auseinander. So hatten zum Beispiel 2020 die älteren AG-Mitglieder eine Workshop-Reihe zu den Themen Rassismus, Kolonialismus und kritischem Weißsein, die mittlerweile in regelmäßige Reflexionstreffen übergegangen ist. Dabei ging es um Fragen wie z.B. mit welchem Recht wir uns erlauben, Begriffe wie „entwickelt“ und „unterentwickelt“ zu verwenden, bis hin zu dem Bild, das wir am KHG von unseren Partner:innen in Emmaberg zeichnen. Mehr zu unserer Workshop-Reihe hier.
Und auch unsere Reise 2019 nach Tansania mit einer (Schüler:innen)Gruppe vom KHG war der Inbegriff von Globalem Lernen – auf unserem Programm standen viele Diskussionen zu Themen wie Nachhaltigkeit, aber auch der Austausch über unser Alltagsleben mit den Schülerinnen dort und auch sonst war die Reise geprägt vom Lernen voneinander und Gesprächen/Diskussionen miteinander.


Dieses Globale Lernen hat uns verändert, bewegt und berührt und nicht mehr losgelassen. Denn Globales Lernen ist so viel mehr als ein Unterrichtsmaterialienkoffer oder Videos aus Afrika. Es sind internationale Freundschaften, Gespräche, Diskussionen, Erkenntnisse, Gefühle, Workshops und Bücher und Reisen und Menschen und, und, und.

So prägt Globales Lernen unsere Partnerschaft sehr und ist ein wichtiges Standbein von ihr. Nicht, weil wir Expert:innen auf dem Gebiet sind oder weil wir schon alles wissen, sondern weil wir gemeinsam auf dem Weg sind, auf dem Weg, der uns hoffentlich in eine gerechtere Welt für alle führt.

Maren Mitterer

Quellen: One With Life, 2019 und Knovva Academy, 2018


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